02.10.2018, Kunstmuseum Basel | Gegenwart, Basel
Der überhitzte Kreislauf von Kunstgrossveranstaltungen, die in immer dichteren zeitlichen und geographischen Abständen stattfinden und neu gegründet werden, wird oft mit dem Begriff einer allgemeinen “Biennalisierung” beschrieben. Zwar birgt dies einerseits das Potential, die ehemaligen (westlichen) Zentren der Geschichte der Gegenwartskunst zu verschieben, Sichtbarkeit und (nicht-)materielle Ressourcen auf nicht-westliche Kunstschaffende, periphere Standorte und Praxen zu lenken. Andererseits werden jedoch im selben Atemzug oft der Zwang einer künstlerischen und kuratorischen Ortspezifizität und Faktoren von Standortmarketing kritisch genannt und die Frage aufgeworfen, ob dies einer neuen Form der kolonialen Geste gleichkommt (von Simon Sheikh treffend als “the lure of the local, the glamour of the global” beschrieben).
Wie beeinflussen jedoch diese grossen, abstrakten Spannungsfelder den konkreten Handlungsspielraum der einzelnen Akteure? Können kuratorische, künstlerische, kritische Formen gefunden werden, die sich von diesen Problematiken weder lähmen lassen, noch in platte Weltverbesserung verfallen? Lassen sich die grossen kuratorischen Visionen und Leitthemen von Biennalen noch überhaupt sinnvoll mit der zunehmenden Verästelung der einzelnen Ausstellungen, Austragungsorte und künstlerischen Projekte verbinden? Ist «bigger» wirklich «better»? Wie können sich die persönlichen, ästhetischen und politischen Interessen zu einer eigenen kuratorischen Haltung oder einer gewissen “kuratorischen Ethik” (Maura Reilly) formulieren? Fordert diese Art von “kuratorischem Aktivismus” auch neue Formen der Kunstkritik und Publikumserfahrung?
Ăśber diese Themen diskutierten Charlotte Laubard (von Pro Helvetia beauftragte Kuratorin des Schweizer Pavillons fĂĽr die Biennale von Venedig 2019) und Nora Sternfeld (documenta-Professorin Kunsthochschule Kassel).
Die eikones-Gesprächsreihe wurde von Katharina Brandl und Claire Hoffmann konzipiert und moderiert. Das Gespräch fand in englischer Sprache statt.