10.12.2018, Museum Tinguely, Basel
Wer hat sich nicht schon gewundert, als sie sich über Museumsvitrinen beugte, wie gerade diese Zeichnung auf Papierserviette, jener unscheinbare Notizzettel es in die Nachwelt des Künstlers geschafft haben? Nicht selten sind gerade solche scheinbar nebensächlichen Artefakte für die Forschung beachtenswert, manches besitzt hingegen nur als Memorabilia anekdotischen Wert. So stellt sich bei der Erschliessung, Erhaltung und Präsentation von Künstlernachlässen stets die Problematik der Bewertung der Nachlassobjekte wie auch der Konflikt zwischen einem möglichst umfassenden Erhalt und den meist damit nicht übereinstimmenden räumlichen, finanziellen, zeitlichen Rahmenbedingungen für deren Konservierung und Erforschung. Je nachdem, wer die Nachlassarbeit übernimmt – eine staatliche Institution, private Stiftungen oder, wie jüngst immer öfter der Fall, Galerien – gestalten sich auch wissenschaftlicher Auftrag, öffentliches Interesse, finanzielle Mittel und der Zeithorizont ganz unterschiedlich. Wie blicken Archivare, Kuratoren oder jüngere Künstler auf diese Fragen? Wie werden diese heiklen Fragen („Ist das Kunst oder kann das weg“) in der Praxis gelöst? Wie können künstlerische Nachlässe aktiviert werden und für aktuelle Praktiken Relevanz erhalten? Was sind kuratorische Formate, in denen das Publikum, die Forschung oder andere Kunstschaffende an solche Nachlässe herangeführt werden können? Welche Formen – Appropriation, Hommage, Vermittlung, künstlerische Recherche – können solche künstlerische und kuratorische Praktiken annehmen?
Über diese Themen und Fragen diskutierten Céline Manz (Künstlerin), Camille Chenais (Kuratorin Villa Vassilieff – Bétonsalon, Centre d’art de recherche, Paris), Thomas Schmutz (Kurator), Matthias Oberli (Abteilungsleiter Kunstdokumentation, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft), Nadja Müller (Verein RestKunst Basel).
Die eikones-Gesprächsreihe wurde von Katharina Brandl und Claire Hoffmann konzipiert und moderiert. Das Gespräch wurde in englischer Sprache geführt.